An der hinteren, halbkreisförmig gebogenen Wand der Apsis der Herz-Mariä-Kirche hängt ein großes Altarkreuz aus Terracotta. Es stammt aus dem Jahr 1983 und wurde von der Bildhauerin Erika-Maria Wiegand.
Wiegand hat das 3,20 m hohe Kreuz als "gewachsenen Baum" gestaltet. Der Stamm des Baumes teilt sich von unten nach oben zum Kreuz mit drei Ästen, die schräg nach oben weisen. So zeichnet die Haltung des Gekreuzigten das Hinaufstreben nach.
Damit ist, nach Wunsch der Künstlerin, aus dem Schandpfahl der Lebensbaum, der Baum der Erlösung geworden.
Jesu Gesicht zeigt den Übergang vom Leben zum Tod und strahlt Güte und Menschenfreundlichkeit aus. Noch scheint Leben in den Augen, die den Betrachter durchdringend und gleichzeitig liebevoll ansehen. Die Lippen des Mundes sind noch halb geöffnet, fragend und forschend.
Wie in einer Verklärung sind die qualvollen Dornen zur goldenen Krone geworden. Weiteres Anliegen der Künstlerin ist, „die grundlose Güte und Liebe Gottes darzustellen" und zu verkünden.
Franz Josef Jordan/Christine Striegel
Foto: Christine Striegel
Erika Maria Wiegand (* 5. Dezember 1921 als Erika Maria Lindner in Fischhausen , Samland ; † 27. April 2009 in Kassel ) war eine deutsche Künstlerin und Bildhauerin.
Sie studierte von 1940- 43 Kunst, Bildhauerei und Kunstgeschichte in Königsberg. In den Jahren 1946–1958 nahm sie als freischaffende Bildhauerin kirchliche Aufträge an und gestaltete mehrere sakrale Skulpturen, Plastiken und Porträts. 1952 zog sie nach Kassel und wurde hier als Künstlerin und Bildhauerin tätig. Zwischen 1985 und 1993 lehrte sie als Dozentin für figürliches Modellieren an der örtlichen Volkshochschule. Am liebsten arbeitete sie in Terrakotta – sie möchte die rote Farbe, die beim Brennen des Tons entsteht. Sie brannte auch mehrfarbige Skulpturen, in dem sie unterschiedliche Erden verwandte. Neben sakraler Kunst schuf sie dreidimensionale Märchenfiguren, Porträts und Büsten sowie zweidimensionale Reliefs .
Anlässlich der documenta 12 eröffnete sie am 4. Juli 2007 ihre Kunstausstellung in der Königs-Galerie Kassel und nahm den Ehrenbrief des Landes Hessen samt Anstecknadel entgegen.
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